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Erfahrungsbericht: Oktober 2023

Bericht von Sophie Kuyti, Internationale Freiwillige aus Österreich

 

Als ich das erste Mal von Lena am Telefon über Musicamento erfahren hatte, war für mich klar, dass es nicht der letzte Berührungspunkt mit dem Projekt sein würde. Da mich mein Weg nach meinem Musiktherapiestudium nach Südamerika geführt hatte, war auch das Projekt in Ecuador immer präsent in meinem Kopf. Angefangen mit der Arbeit in einer NGO in Peru hatte mich das Leben aber erstmal auf viele andere Pfade, in andere Projekte und Begegnungen in Peru und Ecuador geführt. 

Dennoch ließ mich Musicamento nicht los. Auch wenn es für mich nicht der richtige Zeitpunkt war, im Projekt mitzuarbeiten und mein Visum in Ecuador in Kürze auslaufen würde, hatte ich es mir nicht nehmen lassen, dem Guasmo zumindest einen Besuch abzustatten. Da ich stets in Kontakt mit Lena war und meine Gedanken und meinen damaligen Lebensweg mit ihr geteilt hatte, wurde ich von ihr, als ich in einem Projekt an der Küste Ecuadors gearbeitet hatte, spontan eingeladen, zu Besuch nach Guayaquil zu kommen. Sie selbst war einige Wochen vor Ort und ich durfte mit ihr über die Tage bei Marjorie, der Sozialarbeiterin von Mi Cometa und Mitarbeiterin bei Musicamento, unterkommen.

 

Bereits im Vorfeld hatten mich polarisierende Erfahrungsberichte über die Stadt und die vorherrschende Armut und Kriminalität beschäftigt, die ecuadorianische Freunde und Freundinnen mit mir geteilt hatten. Dort angekommen, durfte ich auch am eigenen Leib und von dort lebenden Menschen erfahren, wie viel Angst und Armut im Guasmo vorherrschen und wie wenig die Grundbedürfnisse nach Gesundheit und Sicherheit dort erfüllt waren. Einmal mehr wurde ich mit Unterschieden in Systemen, Ungerechtigkeiten und meinen Privilegien konfrontiert. 

Umso mehr berührte und inspirierte mich die Arbeit, die Mi Cometa und Musicamento dort verrichteten: Warm und herzlich empfangen von Marjorie und ihrer Familie ging es bereits am ersten Tag in die Räumlichkeiten von Musicamento und Mi Cometa. Beeindruckt von den Mitteln vor Ort hatte mich besonders die Vielfältigkeit im Haus begeistert. Viele Sparten und Projekte vereint an einem Ort, die alle das gemeinsame Ziel verfolgten, die soziale und gesundheitliche Situation der Menschen im Guasmo zu verbessern. Ganz nach dem Motto, denen zu helfen, denen sonst kein Gehör geschenkt wurde, die vom System fallen gelassen wurden. Umso mehr waren die Menschen, die zusätzlich mit einer Behinderung oder Erkrankung zu kämpfen hatten, auf diese soziale Arbeit angewiesen.

Genau das wollte auch Marjorie in diesen Tagen durch eine Umfrage im Viertel mit einem Fragebogen erheben: Der Frage auf den Grund gehen, wie es um den gesundheitlichen Bedarf und die Versorgung im Viertel steht. An meinem zweiten Tag überarbeiteten wir den Fragebogen und ich kam inspiriert aus einem Teammeeting über Zukunftsziele und Umsetzungsvorschläge von Musicamento heraus.

Anschließend zogen wir zu dritt im bewährten Frauenteam durch die Straßen des Guasmo. Unser Ziel war es, zunächst die Familien zu besuchen, die aktuell Angebote von Mi Cometa und Musicamento wahrnehmen, um die Fragebogenerhebung dort zu starten. Diese Begegnungen sind bei mir bis heute präsent und lösen gemischte Gefühle in mir aus: Betroffenheit über die Lebensumstände, Bewunderung über bereits getane Schritte durch die Arbeit vor Ort, Ergriffenheit von den Lebensgeschichten und von der Offenheit und Warmherzigkeit der Menschen. 

Besonders berührt hat mich das Wiedersehen mit Lena und einer Familie, die die Angebote von Musicamento wahrnimmt. Die Dankbarkeit der Familie über ihren Einsatz und die Freude über das Wiedersehen mit Lena, die Freddys  (2. P. von links) Augen strahlen ließen, haben mich noch mehr die Bedeutung dieser Arbeit spüren lassen.

Insgesamt bin ich sehr inspiriert und berührt aus Guayaquil weiter gereist und habe viele Eindrücke mitgenommen, die mich noch lange beschäftigt haben. Ich habe großen Respekt vor der sozialen Arbeit, die das Team vor Ort leistet und mit so viel Einsatz und Leidenschaft trotz der Widrigkeiten weitermacht. Ein Wort, das ich ganz oft im Gespräch mit lieben Menschen, die dort im Einsatz sind, gebraucht habe, ist „significativo“, zu deutsch „bedeutsam“. Das ist nun auch das erste Wort, das mir zu den Projekten im Guasmo einfällt! Ich bin froh, weiterhin in Kontakt mit Lena und ihrem Projekt zu sein, und eines Tages, so es mich wieder nach Ecuador verschlägt, nochmal in die Welt von Musicamento einzutauchen!

 

 


Ein Tag im Guasmo.

Bericht von Nadine Abels, Kassenwartin

 

Beginnend mit der Autofahrt von der Humboldt-Schule in Guayaquil kamen nach etwa zehn Minuten die ersten Gedanken in mir hoch. Deutliche Unterschiede in einfach allem: den Menschen, den Straßen, den Häusern, der Umgebung. Vor allem die spielenden Kinder auf der Straße und arbeitenden Menschen überall. Keine unüberwindbaren Zäune vor den Häusern. Einen größeren Gegensatz zu meiner bisherigen Erfahrung in Ecuador konnte es kaum geben.

 

Zunächst wurden wir von einer wunderbaren Familie in Empfang genommen, die sich liebevoll um uns kümmerte und uns zum Essen einlud. Nach dem Essen zeigten sie uns ihr Zuhause, den Guasmo. Alleine das Durchlaufen der Straßen brachte in mir ein nur schwer zu beschreibendes Gefühl hervor. Wir unterhielten uns kaum miteinander. Lena erzählte ein bisschen über die Familien, die sie unterstützt und über die vielen Hürden, die den Menschen gestellt werden.

 

Tag in Guasmo

 

Wir waren schon ganz gespannt den Ort der Magie -Mi Cometa- sehen zu dürfen. Die Menschen vor Ort waren, ohne uns je gesehen zu haben, unfassbar aufgeregt, dass wir da waren und so aufgeschlossen wie ich es selten erleben durfte. Der Ort gab einem ein Gefühl von Sicherheit und Hoffnung, welche sich in den Augen der Beteiligten, vor allem der Kinder, widerspiegelte. Der magischste Moment an diesem Tag sollte allerdings noch folgen. Nach einigen Instruktionen und wundervollen Geschichten liefen wir weiter durch das Viertel, bis wir bei einer kleinen Tür hielten. Lena kam auf die Idee spontan eine Familie zu besuchen. Die Familie bat uns, ohne zu überlegen an reinzukommen und so fanden wir -mittlerweile zu sechst- in einem kleinen Zimmer Platz. Auf dem Bett lag Mauro Quimis, welcher mit Lena schon ein paar Therapiestunden erleben durfte.

 

Ich werde niemals den Moment vergessen als er Lenas Anwesenheit bemerkte. Man muss dazu sagen, dass Mauro nach einem Unfall nicht mehr alleine lebensfähig war und er weder durch Sprache noch Bewegung seine Emotionen zeigen konnte. Doch als er Lena und ihre Gitarre bemerkte veränderte sich sein Ausdruck, sein Blick. Mich überkam binnen Sekunden eine Gänsehaut am ganzen Körper.

Lena spielte für ihn. Er genoss und war glücklich, ohne es sagen zu können, ohne es sagen zu müssen. Es wurde bald Zeit zu gehen und der Weg auf der langen Straße aus dem Guasmo heraus kam mir ewig vor. Meine Gedanken kreisten und niemand sagte ein Wort, bis ich Lena anschaute und sagte „du kannst nicht gehen, die Menschen brauchen dich hier!“. Kein Gedanke war jemals so klar. Wir umarmten uns und weinten. Dies war einer der bedeutsamsten und lehrreichsten Tage in meinem Leben und ich freue mich schon sehr auf eine Rückkehr!

 


Der Zauber begann mit einem Video

Bericht von Vanessa Felten, 2. Vorsitzende

 

November 2016: Kaffeetrinkend sitze ich am Küchentisch und checke lustlos meine Mails. Spam, belanglose Newsletter, eine Rundmail der Deutschen Musiktherapeutischen Gesellschaft (DmtG) mit diversen (Forschungs-) Artikeln. Ich entdecke, stocke und blicke gespannt auf das, was sich vor mir auf dem Bildschirm zeigt: Ein Video. Aus Ecuador. Eine Musiktherapeutin. Ich höre Musik. Ich höre Lachen. Ich spüre Lebensfreude.

 

Ich bin – erst – berührt, sensibel, fast schon ergriffen und dann – stetig wachsend – fasziniert, wachsam und neugierig. Ein Musiktherapieprojekt im Entstehen. Für Menschen, denen die Teilhabe vor Ort in Guayaquil aufgrund verschiedener Bedingungen nicht möglich zu sein scheint.

 

Es bewegt mich.

 

Januar 2017: Das Projekt, es lässt mich nicht los. Es interessiert mich. Ich versende eine E-Mail. Eine Wertschätzung für dieses Projekt an eine fremde Musiktherapeutin, die dort, viele tausende Kilometer entfernt, mittels Musik kämpft. Um Gesundheit, um Lebensqualität, um Aufmerksamkeit für Menschen, denen es nicht so gut geht. Für Teilhabe. Es folgt ein Skype Gespräch und dann…

 

März 2017: Ich sitze mit meinem Backpack und einem riesigen Koffer, dank Spenden gefüllt mit Pflegeartikeln und Instrumenten, in der Flughafenhalle Frankfurt. In meiner Hand ein Ticket nach Guayaquil. Keine Spanischkenntnisse. Keine Begleitung. Keine Ahnung. Nur Gewissheit, dass es das Richtige ist… und dieses Ticket.

 

Musik

 

Wenige Tage später:

Ein bellender Straßenhund auf einer nicht asphaltierten Straße. An der Ecke ein Drogendealer. Häuser aus Wellblech, Pfützen, ich spüre Armut. Kriminalität. Verzweiflung. Aber da ist noch etwas anderes: Salsamusik, eine tief verwurzelte Gemeinschaft und - strahlende Augen, als der erste Gitarrenton erklingt. Ich darf mit meiner Musik gestalten, wirken. Vergessen ist die Einschränkung. Vergessen ist die Armut. Vergessen ist das Anderssein. Vielleicht nur einen Moment. Vielleicht nur kurz. Du und ich. Verbindung. Und die Musik.

 

Hund

 

November 2019: Wieder sitze ich vor meinem Laptop. Erinnere mich an die wertvolle Arbeit im Guasmo. Zweimal durfte ich für einige Wochen dort sein. Zweimal mit anpacken.

 

Zweimal Begegnung schaffen.

 

Und heute… sind wir ein Verein.

 


Meine Zeit im Guasmo

Bericht von Magdalena Frank, Internationale Freiwillige von Musicamento aus Österreich

 

Meine Zeit im Guasmo war voll von neuen Erfahrungen, schönen Begegnungen, Fragen, Gedanken, Musik, Zweifeln, Freude und Lernen...

Was mich überhaupt in den Guasmo geführt hat, ist eine schöne Geschichte von Momenten im Leben, in denen alles anders kommt, als geplant... und sich genau daraus unerwartet Schönes und Neues entwickelt.

 

Ich bin Musiktherapeutin aus Österreich und kam Anfang 2019 nach Peru, um dort als freiwillige Musiktherapeutin zu arbeiten. Dort wurde ich allerdings damit konfrontiert, dass das Projekt, in dem ich arbeiten sollte, geschlossen wurde, so stand ich vor der Aufgabe, mich zu vernetzen und neue Möglichkeiten zu suchen.

In Lateinamerika - und besonders in Peru - ist es nicht so einfach, andere MusiktherapeutInnen oder musiktherapeutische Projekte zu finden, aber ich erinnerte mich an einen musiktherapeutischen Artikel von Lena, den ich 2017 gelesen hatte...

 

Gut erinnere ich mich an die schnelle Antwort, die ich damals von Lena aus Münster bekommen habe und die freudige Einladung in den Guasmo: "Wir sind aktuell auch auf der Suche nach einer freiwilligen Musiktherapeutin für unser Projekt. Du könntest dort sofort anfangen :-)"... und dann war ich auch schon bald dort!

 

Die herzliche Gastfamilie war schnell organisiert und nahm mich liebevoll auf und damit stand der musiktherapeutischen Arbeit von meiner Seite aus nichts mehr im Wege. Aber hier bewegt sich nicht immer alles so schnell, wie in Europa - das war gleich mal eine erste Lerneinheit für mich, genauso wie der Umgang mit dem "Nichts-Tun" und Warten. Und die Regenzeit kann offensichtlich durchaus ein Grund dafür sein, dass mal ein paar Monate weniger passiert und Dinge ins Stocken kommen.

 

Ich wiederum war voller Energie und Tatendrang - außerdem hatte sich für mich inzwischen doch ein Angebot in Peru ergeben, weswegen ich nur knappe 3 Wochen im Guasmo verbrachte - und sobald der Stein ins Rollen gebracht war, ging es auch schon los... was mir am Anfang zu wenig zu tun war, war schon bald ein Stundenplan voller Therapien und Musiktherapie-Workshops für das lernfreudige und interessierte Team aus 4 Frauen aus dem Guasmo, die bereits viel von Lena und anderen Musiktherapeutinnen gelernt haben und die Arbeit weiter vorantreiben.

 

Und auch für mich waren das Teilen meines Wissens und das gemeinsame Arbeiten mit den Señoras ein großes Lernfeld - wir machten Hausbesuche, um Menschen mit Behinderungen und anderen Schwierigkeiten zur Musiktherapie einzuladen, leiteten gemeinsame Gruppentherapien und tauschten uns vor allem über die Frage aus, warum wir eigentlich Musiktherapie machen und was wir damit erreichen und anbieten können...

 

Besuch aus Österreich

 

Die Nachricht, dass die Musiktherapie nach der "Regen-Pause" wieder aufgeblüht war, schien sich herumzusprechen, denn bald kamen neue Interessierte und sowohl die Gruppen- als auch die Einzeltherapien füllten sich. Meiner Meinung nach ist das ein offensichtlicher Hinweis darauf, dass der Bedarf groß und das Angebot sehr gefragt ist!

 

Abgesehen von der musiktherapeutischen Arbeit, hab' ich so viel Anderes in meiner kurzen Zeit im Guasmo erlebt, hatte viel Zeit, über Kulturunterschiede nachzudenken, habe wunderschöne familiäre Gastfreundschaft erfahren und lustige Abende voller Musik verbracht.

 

Meine Zeit war kurz aber intensiv - ein ungeplanter Zwischenstopp auf meiner Reise und Suche, den ich nicht missen möchte und obwohl es mittlerweile schon ein Jahr her ist, dass ich im Guasmo gewesen bin, fühle ich mich weiterhin verbunden mit dem Projekt, Musicamento und der wunderbaren und wichtigen Arbeit, die im Guasmo geleistet wird. Ob Früher oder Später weiß ich noch nicht - aber mein letzter Besuch war das nicht, da bin ich mir sicher!

 

Meine Zeit war kurz aber intensiv - ein ungeplanter Zwischenstopp auf meiner Reise und Suche, den ich nicht missen möchte und obwohl es mittlerweile schon ein Jahr her ist, dass ich im Guasmo gewesen bin, fühle ich mich weiterhin verbunden mit dem Projekt, Musicamento und der wunderbaren und wichtigen Arbeit, die im Guasmo geleistet wird. Ob Früher oder Später weiß ich noch nicht - aber mein letzter Besuch war das nicht, da bin ich mir sicher!

 


 

Kontakt

Musicamento Ecuador e.V.

Lena Klein

Josefstraße 13
48151 Münster


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